Am 24. November trottet die letzte Pferdebahn durch Bonn. 18 Jahre lang prägt die gemütliche Straßenbahn das Stadtbild, bis die „Päädsbahn“ mit ihrem 1 PS starken Motor schließlich dem Siegeszug der „Elektrischen“ weichen muss. Die Pferde bekommen ihr Gnadenbrot, die Pferdebahnstrecken werden auf elektrischen Betrieb umgestellt.
Als die Stadt am 1. November 1905 die „Päädsbahn“ in eigener Regie übernimmt, ist die Elektrifizierung der Pferdebahnstrecken bereits beschlossene Sache. Zu diesem Zeitpunkt besteht der Betrieb aus 93 Pferden, 22 offenen und 25 geschlossenen Wagen.
Seit der Premiere der ersten elektrischen Bahn im Mai 1902 sind die Stadtväter auf den Geschmack einer Straßenbahn mit elektrischem Antrieb gekommen. Die „Elektrische“ hat sich durch ihren Komfort, ihre Schnelligkeit und den großen Anklang bei den Bonnern bewährt. Die Zeichen der Zeit sind auf technischen Fortschritt gestellt. Für die beschauliche „Päädsbahn“ scheint da kein Platz mehr zu sein. Ende Juni 1906 wird die Pferdebahnlinie B vom Markt zur Ellerstraße eingestellt. Nach und nach kommt das Aus für die weiteren Strecken.
Am 24. November 1909 heißt es endgültig Abschied nehmen: Der Pferdebahnwagen 73 bricht zu seiner letzten Fahrt von der Innenstadt nach Kessenich auf. Statt der „Päädsbahn“ rattert von diesem Tag an die elektrische Straßenbahnlinie 4 zur Pützstraße.
Der Auflösung des Pferdebahnbetriebes folgen Verkauf, Verschrottung oder Umbau der Wagen. Einige Waggons zieren als romantische Gartenlauben die eine oder andere private Grünanlage.
Über den Verbleib der Pferde mit den schönen Namen Erika, Brutus, Egon, Figaro oder Fanny ist nicht viel bekannt: Bereits im November 1906 kauft der städtische Fuhrpark 14 Pferde, die für die Stadt weiterhin treue Dienste leisten. Die letzten 13 Tiere werden versteigert – so bleibt den Pferden ein Ende als rheinischer Sauerbraten auf dem Küchentisch ihrer früheren Fahrgäste erspart. (Text: Tanja Kuhl, Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn)
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